Wenn Grenzen verschwimmen
Starker Regen, steigender Grundwasserspiegel, Hitze – die Folgen des Klimawandels machen weder an Landes- noch an Gemeindegrenzen halt. Deshalb veranstalteten POSEIDON und ClimatePol am 29. und 30. September 2025 die gemeinsame Halbzeitkonferenz „Klimaanpassung – gemeinsam für die Zukunft“ in Kiel, um Wissen und vorläufige Ergebnisse aus beiden Projekten auszutauschen.
Unter den rund 85 Teilnehmenden befanden sich Netzwerk- und Projektpartner beider Initiativen sowie Interessierte. Im Programm waren bewusst viele Pausen eingeplant, damit die Teilnehmenden sich untereinander austauschen und ihr Wissen aus den verschiedenen Arbeitsbereichen teilen konnten. Einige kamen aus Kommunen, andere von Universitäten und aus privaten Unternehmen – alle mit dem gemeinsamen Ziel, an Klimaanpassung zu arbeiten. Das führte dazu, dass in allen Pausen ein reges Summen spannender Gespräche zu hören war, bei denen die Teilnehmenden ihre Erfahrungen und ihr Wissen miteinander teilten.
„Ich finde, es war eine großartige und wirklich gut organisierte Konferenz“, schreibt ein Teilnehmer in einer E-Mail nach der Veranstaltung. „Besonders gut hat mir die praxisnahe Perspektive gefallen, die durch die vielen Praktiker vor Ort in Verbindung mit der anwendungsorientierten Forschung entstanden ist.“
Hier möchten wir zwei Sessions der Konferenz hervorheben.
Zentrale Fragestellungen rücken ins Rampenlicht
Am ersten Tag der Halbzeitkonferenz fand ein Workshop mit Martina Baum und Annafried Stürmer statt, die beide im Referat für Klimaanpassung der Landeshauptstadt Kiel tätig sind. Nach einem Vortrag über den lokalen Klimaanpassungsplan wurden die Teilnehmenden in vier Gruppen eingeteilt, die jeweils eine Frage zur Diskussion erhielten. Zwei Beispiele:
- „Zwischen konstruktiver Kommunikation und Alarmismus – welche Sprache sprechen wir?“
- „Wo sollte die Klimaanpassung innerhalb der Verwaltungsstrukturen verankert werden? Ist eine organisatorische Nähe von Klimaanpassung und Klimaschutz hilfreich?“
Diese Fragen wurden in den Gruppen lebhaft und neugierig diskutiert, und es kamen viele spannende Antworten auf den Tisch, die anschließend im Plenum besprochen wurden und im Projekt weiterleben.
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Das Programm am Dienstag bot mehrere spannende Vorträge und Debatten. Darunter eine Diskussion mit Dorte Jagetic Andersen, Leiterin des Zentrums für Grenzregionsforschung an der SDU, und Sarah Lund, Nachhaltigkeitschefin vom Klimatorium, unter der Überschrift: „Klimatorium – eine erfolgreiche Brücke zwischen Forschung und Praxis: Was können wir in Bezug auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit lernen?“
In einer einleitenden Präsentation betonte Dorte Jagetic Andersen, dass das Ziel von ClimatePol darin besteht, eine Grundlage für die Verbesserung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Dänemark und Deutschland im Bereich der Klimaanpassung zu schaffen. Solche Kooperationen sind schwierig – aber die Mühe lohnt sich, erklärte sie.
Sarah Lund berichtete über das Klimatorium und dessen erfolgreiche Arbeit über Grenzen und Fachdisziplinen hinweg. Anschließend begann die Debatte darüber, wie man die grenzüberschreitende Zusammenarbeit stärken kann. Vertreter*innen der ClimatePol-Partnerkommunen Niebüll in Deutschland und Vejen Kommune in Dänemark nahmen ebenfalls an der Diskussion teil. Für beide Kommunen ist es durch das Projekt das erste Mal, dass sie mit einer Nachbarkommune jenseits der Grenze in Kontakt kommen. Beide sehen darin einen klaren Sinn, da die Herausforderungen ähnlich sind: Vor allem große Mengen an Regenwasser sowie hoher Grundwasserstand bereiten in beiden Kommunen Probleme. Es geht also in gewisser Weise darum, „die Grenze nicht anzuerkennen“, wie eine der Diskussionsteilnehmerinnen sagte, da sie in unseren Köpfen mehr Gewicht hat als in der Art und Weise, wie unsere Region klimatisch und naturräumlich zusammenhängt.
Das Klimatorium arbeitet sehr international und ist als Institution auch dabei, in neue Länder zu expandieren. Bei der Halbkonferenz berichtete Sarah Lund, dass es durchaus Herausforderungen beim grenzüberschreitenden Austausch geben kann. Sie betonte, dass der menschliche Aspekt in den Projekten von großer Bedeutung ist.
Ein weiterer Erfolgsfaktor des Klimatoriums ist das physische Gebäude in Lemvig. Daher kam auch die Frage auf, ob ein physischer Treffpunkt im Grenzgebiet die deutsch-dänische Zusammenarbeit in der Klimaanpassung stärken könnte. Dies fand große Zustimmung. Es wurde erwähnt, dass im Rahmen früherer Interreg-Projekte bereits einige Möglichkeiten geprüft wurden, sodass wir dies im ClimatePol-Projekt weiter untersuchen werden. Dorte Jagetic Andersen wies darauf hin, dass einige grundlegende Institutionen in Grenzregionen definitiv relevant sein könnten
Zum Schluss wurde gefragt, wovon man in einer utopischen deutsch-dänischen Zusammenarbeit träumen könnte. Hier wurde unter anderem genannt, dass man die Grenze nicht als Hindernis sehen sollte. Grenzen dürfen keine neuen Grenzen schaffen – stattdessen sollten wir voneinander lernen und keinen Unterschied machen, ob es sich um eine dänische oder deutsche Kommune handelt, mit der man zusammenarbeitet.